26.09.2022
Die Rumänin Camelia Turti studierte Wirtschaftswissenschaften und hatte bereits 13 Jahre Erfahrung im Management, bevor sie 2018 beschloss, mit ihrem Partner und ihrem Sohn in Deutschland ein neues Leben zu beginnen. Sie hatte damals noch keine Deutschkenntnisse, aber viel Selbstvertrauen und Ehrgeiz. Sie begann sofort mit einem B1-Integrationskurs und arbeitete ehrenamtlich als Soziale Begleitung in einem Krankenhaus. Danach bekam Camelia Turti eine Stelle als Reinigungskraft in einem Pflegeheim. Sie wollte beruflich weiterkommen, aber mit dem Beginn der Pandemie verschlechterten sich ihre Chancen. In dieser Zeit bekam sie viel Unterstützung von der Anerkennungsberatung und der Brückenmaßnahme für Akademiker*innen bei IN VIA in Ulm. Ihren Traum, sich beruflich weiterzuentwickeln, hat die 44-Jährige sich nun erfüllt: In dem Pflegeheim, wo sie als Reinigungskraft angefangen hat, arbeitet sie heute in der Verwaltung und Buchhaltung. Im Interview erzählt sie uns von ihrem erfolgreichen Weg:
Wie haben Sie von der Brückenmaßnahme für Akademiker*innen erfahren?
Camelia Turti: 2020 war ein Jahr, in dem ich darauf gewartet habe, dass etwas passiert. Ich wollte mit einem B2-Kurs weitermachen, aber ich konnte nicht wegen der Pandemie. In dieser Zeit habe ich viel Unterstützung und sehr nützliche Informationen von Frau Daniela Dumitru von der Anerkennungsberatung bezüglich der Anerkennung meines Studiums bekommen. So habe ich auch von der Brückenmaßnahme für Akademiker*innen erfahren. Diese unterstützt zugewanderte Fachkräfte, einen Job entsprechend ihren Qualifikationen zu finden. Da es mein Wunsch war, wieder in meinem Beruf zu arbeiten, habe ich mich angemeldet. Ende 2020 habe ich mich darüber hinaus für einen B2-Kurs angemeldet. Im Februar 2021 erhielt ich von Frau Krenzer, der Projektleitung der Brückenmaßnahme, einen Anruf, dass ich an dem Kurs teilnehmen kann. Obwohl ich bereits die Zusage für den B2-Deutschkurs hatte, auf den ich so lange gewartet habe, sagte ich ja.
Ich habe daraufhin einen neuen Arbeitsplan für meinen Job als Reinigungskraft erstellt, den ich meinem Chef vorgeschlagen habe, damit ich vormittags die Brückenmaßnahme besuchen konnte und abends einen B2-Kurs.
Was haben Sie in der Brückenmaßnahme gelernt?
Camelia Turti: Die Brückenmaßnahme half mir, den Arbeitsmarkt zu verstehen, nach Arbeitsstellen richtig zu recherchieren, eine Bewerbungsmappe professionell zu erstellen und mich bei einem Vorstellungsgespräch richtig zu präsentieren. Außerdem vermittelte mir der Kurs Kenntnisse über BWL, Projektmanagement, berufliche und interkulturelle Kommunikation und Motivationsstrategien.
Besonders hilfreich am Kurs war das Engagement der Dozenten und Coaches, die uns die Motivation gegeben haben, immer am Ball zu bleiben, und das Vertrauen, die Hilfe, den Mut, um voranzukommen und erfolgreich zu sein. Die Brückenmaßnahme hat mir die Möglichkeit gegeben, Deutsch zu lernen und neue Leute kennenzulernen, die das gleiche Ziel hatten wie ich. Das alles war für mich während der schweren Zeit der beruflichen Neuorientierung sehr hilfreich.
Wie ging es nach der Brückenmaßnahme für Sie weiter?
Camelia Turti: Im August 2021 erfuhr ich, dass in der Verwaltung des Pflegeheims, in dem ich als Reinigungskraft tätig war, eine Stelle frei werden würde, und ich reichte meinen Lebenslauf ein. Ich schlug vor, ein Praktikum bis November zu machen, um die Arbeitsabläufe zu lernen. Zwei Monate später bekam ich einen unbefristeten Vertrag. Jetzt bin ich Mitarbeiterin in der Verwaltung und Buchhaltung und lerne jeden Tag etwas Neues dazu. Ich freue mich sehr, dass ich sehr nette Kolleginnen und Kollegen habe.
Was wünschen Sie sich für die Zukunft?
Camelia Turti: Mein Traum ist, Deutsch gut zu können und ein rumänisch-deutsches Integrationszentrum zu eröffnen. So könnte ich auch anderen Menschen weiterhelfen und sie aus meiner eigenen Erfahrung heraus dabei unterstützen, an ihre Träume zu glauben und ihren Weg zu gehen.