28.06.2022
Andre Agassi sagte mal treffend: „Ein großartiger Coach kann dich an einen Ort bringen, an dem du ihn nicht mehr brauchst.“ Das primäre Ziel des Coachings besteht also nicht in der Wissensvermittlung oder Lösungsfindung für konkrete Problemfelder, sondern darin, die richtigen Voraussetzungen für ein selbstgesteuertes Lernen und persönliche Entwicklung zu schaffen. Und das erfordert Mut: Mut vom Coach, den Mentee im Lernprozess loszulassen, und Mut vom Mentee, seine Potenziale auszuschöpfen.
Und diesen Weg geht die Brückenmaßnahme für Akademiker*innen von IN VIA Ulm. Neben den arbeitsmarktrelevanten Fachmodulen und berufsintegrativen Angeboten setzt das Projekt verstärkt auf das individuelle Coaching. In der Maßnahme fest verankert sind zwei Coaching-Arten, die thematisch und methodisch bedarfsorientiert eingesetzt werden: Job- und Sprach-Coaching. Im Jobcoaching trainieren die Teilnehmenden, ihre fachlichen und fächerübergreifenden Fähigkeiten bewusst wahrzunehmen und aktiv in das eigene Bewerbungsmanagement zu integrieren. Im Sprachcoaching lernen sie, vom defizitorientierten Spracherwerb Abstand zu nehmen, sich – ungeachtet ihres Sprachniveaus – als kompetente Sprecher*innen zu begreifen und dadurch Kommunikationssituationen sicher zu meistern.
In diesem Prozess meistert der Coach eine doppelte Herausforderung. Zum einen aktiviert er die Eigenressourcen der Teilnehmenden, denn die Entwicklung beginnt erst dort, wo die Komfortzone eines Frontalunterrichts endet. Zum anderen befähigt er die Teilnehmenden dazu, sich ihrer Kompetenzen bewusst zu werden – auch dann noch, wenn diese glauben, dass sie keine besitzen. Durch das Gleichgewicht von Fordern und Fördern bewirkt der Coach nachhaltige Veränderungen und stärkt zugleich das Selbstvertrauen seiner Mentees.
Das Coaching-System der Maßnahme wird eigens vom Projekt konzipiert, umgesetzt und kontinuierlich weiterentwickelt. Die Grundlage dieser Entwicklung bildet neben der Evaluation zahlreicher Coaching-Sequenzen stets das Feedback der Teilnehmenden.
Der ultimative Test eines guten Coaches ist daher, wenn seine Mentees nach Abschluss des Prozesses erfolgreich weitermachen: „Vor dem Coaching wusste ich nicht, was ich in Deutschland mit meinem Abschluss und meinen Qualifikationen machen kann. Nun habe ich nach 6 Jahren in Aushilfsjobs eine Stelle in meinem Beruf gefunden. Ohne das Coaching hätte ich das nicht geschafft“, dankt ein Teilnehmender, den das Projekt 2021 bei der beruflichen Integration begleiten durfte. Und am Ende ist dieser Erfolg auch die beste Wertschätzung, die man als Coach für seine Arbeit erfahren kann.
Text: Eugenia Krenzer (IN VIA)