06.12.2021
„Lass gute Dinge wahr werden!“ Dieses Motto prägt von Beginn an den beruflichen Weg von Olivera Stosic Rakic. Nach dem Lehramtsstudium in Serbischer Sprache und (Welt)Literatur entschied sie sich für die Arbeit im Kultursektor: „Es begeistert mich, kulturelle Konzepte zu verwirklichen und der Öffentlichkeit zugänglich zu machen“, so Olivera Stosic Rakic.
Bereits 2003 veranstaltete sie in Belgrad das erste internationale „Festival der Avantgarde-Schriftsteller“. Zahlreiche Künstler*innen setzten das literarische Werk bekannter serbischer Autor*innen im Kontext ihrer Zeit inter- und multimedial um, um die Zusammenarbeit der Länder des Westbalkans und den demokratischen Dialog zu fördern.
Wegen ihres kulturellen Engagements wurde Olivera Stosic Rakic vom Stadtrat Belgrads mit der Leitung der größten und ältesten internationalen Buchmesse in Exjugoslawien betraut. Zu ihren Gästen gehörte u.a. die Nobelpreisträgerin Olga Tokarczuk mit ihrem Roman „Bieguni“ über die Migration im 20. Jahrhundert.
In weiteren Kulturevents, die Olivera Stosic Rakic organisierte, trat sie mit bekannten Theoretikern wie Ulrich Beck, Slavoj Žižek, Fredric Jameson, Étienne Balibar, Judith Butler und Schriftstellern wie György Konrad, Claudio Magris, David Grossman ins Gespräch und belebte so die zeitgenössische Kulturszene des Balkans.
Der berufliche Einsatz ihres Ehemannes führte die Familie 2018 nach Deutschland. Hier angekommen war es für Olivera Stosic Rakic wichtig, die serbische und die deutsche Kulturwelt produktiv zu vereinen. 2020 besuchte sie die Brückenmaßnahme für Akademiker*innen von IN VIA. Mit neuem Mut und dem Durchblick für die Möglichkeiten des regionalen Arbeitsmarktes machte sie sich im selben Jahr als Kultur- und Eventmanagerin selbstständig. „Für mich bietet dieser Weg die Chance, meine eigenen Ideen umzusetzen und ihnen so ein neues Leben zu geben“, erklärt Olivera Stosic Rakic.
2021 arbeitete sie an dem Projekt „Ulm4CleverCity“ der Stadt Ulm, des strategischen Partners der Brückenmaßnahme. Dort gestaltete sie eine Ausstellung und betreute die Besucher*innen vor Ort – mit dem Ziel, die Partizipation der Bürger*innen an der Entwicklung der Stadt im Bereich des Zusammenlebens, der Bildung und Digitalisierung zu steigern.
Auch das Jahr 2022 verspricht ein reiches Kulturprogramm. Geplant ist das interkulturelle Projekt „ReVERSible. VERSschmuggel“ in Berlin. In einem Workshop übertragen Dichter*innen aus Serbien, Kroatien, Bosnien, Montenegro und aus Deutschland, Österreich und der Schweiz die Gedichte der Kolleg*innen in ihre Muttersprache und verleihen diesen eine eigene kulturelle Prägung. Ein weiteres Projekt ist die Veranstaltung „Donaufest kommt zu Ihnen“ des Internationalen Donaufestes 2022. Für die Menschen in Seniorenheimen und Hospizen, die das Fest nicht persönlich besuchen können, gestaltet Olivera Stosic Rakic ein vielfältiges Programm – das Symbol einer gelebten Kultur des Mit- und Für-einander-Daseins.
Text: Eugenia Krenzer (IN VIA)