27.09.2021
Beitrag vom Team von klever-iq zum 10-jährigen Netzwerk-Bestehen:
Als wir 2013 mit dem Projekt klever-iq gestartet sind, den Bereich Interkulturelle Öffnung und Qualifizierung von Arbeitsmarktakteuren zu bearbeiten, war das für alle im Projektteam Neuland. Aus dem Bereich der Sozialen Arbeit kommend, hatten wir bisher vor allem mit Menschen gearbeitet, die in diesen Institutionen Unterstützung suchen, als mit den Mitarbeiter*innen selbst.
In den letzten acht Jahren machte die Beratung und Qualifizierung von Beschäftigten in den Jobcentern und Agenturen für Arbeit (JC und AA) einen Großteil unserer Arbeit in klever-iq aus. Zu Beginn war es für uns sehr hilfreich, uns in unserer Arbeit als Lernende zu verstehen und den Beschäftigten in den JC und AA von Anfang an mit Respekt für ihren Arbeitsauftrag zu begegnen. Unverzichtbar war und ist die enge Zusammenarbeit mit der Regionaldirektion Baden-Württemberg (RD), die uns die Türen zu den Häusern öffnete und in engem Austausch verschiedene Qualifizierungsformate mit uns entwickelte. Diese orientieren sich zum einen an dem Ziel, Barrieren für Menschen, die diese Institutionen besuchen, abzubauen, zum anderen werden die Mitarbeiter*innen dabei unterstützt, Menschen in unterschiedlichen Lebenslagen kompetent zu beraten.
Wir konnten durch einzelne Schulungen Impulse geben, aber tatsächliche Veränderungsprozesse in den Institutionen sind unserer Meinung nach nur durch eine längerfristige intensive Begleitung möglich. Highlights sind hier z.B. die intensive Begleitung des JC Tübingen und die Weiterbildung zum/zur Interkulturellen Botschafter*in, in der wir alle Migrationsbeauftragten in Baden-Württemberg in 6 Durchgängen qualifiziert haben.
Zu unseren Hauptzielgruppen gehören inzwischen auch Mitarbeiter*innen aus KMUs, Welcome-Centern und Kommunalverwaltungen, für die wir ebenfalls Beratung und Prozessbegleitung anbieten.
Wir versuchen, uns in allen unseren Arbeitsbereichen an den Bedarfen und Themen unserer Zielgruppen zu orientieren und gleichzeitig die Perspektive der Menschen, die diese Organisationen aufsuchen, stärker in den Fokus zu rücken. Hier spüren wir auch eine größere Offenheit der Organisationen, sich aktiv mit dem Thema Diskriminierung auseinanderzusetzen, als noch vor einigen Jahren, so dass wir heute statt von Interkultureller Öffnung von Diskriminierungskritischer Öffnung sprechen und die Auseinandersetzung mit Diskriminierungsrisiken ein wichtiger Bestandteil unserer Seminare ist.
Neben dem Hauptteam von klever-iq, das aus fünf Personen besteht, haben wir von Anfang an mit einem Netzwerk von freiberuflichen Trainer*innen gearbeitet.
So führt zum Beispiel Krishna Sara Helmle, eine Expertin für Leichte/Einfache Sprache seit vielen Jahren Trainings für uns durch. Gemeinsam mit ihr und der IQ Fachstelle Berufsbezogenes Deutsch haben wir Anfang des Jahres auch einen Erklärfilm zum Thema Einfache Sprache in Organisationen veröffentlicht.
In den letzten beiden Jahren standen wir vor der Herausforderung, uns mit neuen Online-Methoden vertraut zu machen. Da ein direkter Transfer unserer bisherigen Methoden nur in wenigen Fällen möglich war, haben wir neue Themen gesetzt und neue Formate entwickelt. So haben wir im Frühjahr einen Online-Fachtag mit mehr als 70 Teilnehmer*innen zum Thema Antidiskriminierungs- und Gleichstellungsdaten für die kommunale Gestaltung der Migrationsgesellschaft durchgeführt.
Auch in Zukunft wird es neben den Präsenzschulungen Online-Angebote geben.
Gemeinsam mit der RD haben wir das neue Gesamtkonzept Diskriminierungskritische Öffnung (DIKÖ) entwickelt, das ab 2022 flächendeckend durchgeführt wird. Neben dem Angebot für JC und AA, sich in einem einjährigen Projekt mit dem Thema Diskriminierungskritische Veränderungsprozesse auseinanderzusetzen, beinhaltet das Konzept eine Online-Qualifizierungsreihe zum Thema Diskriminierungskritische Beratung, die den Fokus auf Diskriminierungsrisiken in der Beratung legt. Das Gesamtkonzept wird mit internen und externen Expert*innen kritisch reflektiert und weiterentwickelt.
Wir bedanken uns an dieser Stelle bei dem gesamten Team der IQ-Landeskoordination für die langjährige gute Zusammenarbeit und das Vertrauen in unsere Arbeit und wünschen dem IQ Landesnetzwerk Baden-Württemberg alles Gute zum 10-jährigen Jubiläum.
Text: Julia Kaiser (adis e.V./klever-iq)