26.08.2021
IQ Fachstelle Einwanderung untersuchte in einer Studie die Situation der Betreuer*innen in der 24-Stunden-Pflege (Live-ins) aus Staaten außerhalb der Europäischen Union (Drittstaaten) in Deutschland. Auf Basis von Sekundärdaten, einer Social-Media-Analyse, einer Online-Umfrage und Expert*inneninterviews wurden die Zugänge zum Arbeitsmarkt, die Beschäftigungsmodelle, die Arbeitsbedingungen und die Netzwerke der Live-in-Betreuer*innen aus Drittstaaten analysiert.
Aktuell leben in Deutschland 4,1 Mio. pflegebedürftige Personen (Tendenz steigend), von denen 80,2 % zu Hause betreut werden. Die sich immer weiter verschärfende Versorgungslücke führt zum steigenden Bedarf an ambulanten und stationären Pflegekräften. Live-in-Betreuer*innen stellen bereits jetzt eine wesentliche Stütze im deutschen Pflegesystem dar. Derzeit wird die Zahl der Live-in-Betreuer*innen in Deutschland auf 300.000 bis 700.000 geschätzt. Rund 130.000 Live-in-Betreuer*innen kommen dabei aus Drittstaaten, vorwiegend aus der Ukraine und den Balkanstaaten. Die meisten Live-in-Betreuer*innen aus Drittstaaten arbeiten ohne Aufenthalts- und Arbeitserlaubnis und ohne Sozialversicherung. Das führt zu prekären Arbeits- und Lebensbedingungen, die jedoch bisher kaum sichtbar und erforscht sind, auch weil es an geschützten Räumen zum Austausch und zur Beratung fehlt.
Die Analyse kommt zum Ergebnis, dass für die von Ausbeutung und Prekarisierung besonders betroffenen Live-ins aus Drittstaaten sichere, kostenlose und leicht zugängliche digitale Beratungs- und Vernetzungsangebote dringend geschaffen und ausgebaut werden sollten. Das Working Paper legt außerdem einen weiteren Forschungsbedarf zur Situation von Live-In-Betreuer*innen aus Drittstaaten nahe.
Das Working Paper "24-Stunden-Pflegekräfte aus den Staaten außerhalb der EU" finden Sie hier.